Friedensreich Hundertwasser – Ein kreatives Erbe in Wien
Wien, die Hauptstadt Österreichs, ist berühmt für ihre reiche Geschichte, prunkvolle Architektur und kulturelle Vielfalt. Inmitten von Barockbauten, Jugendstilfassaden und imperialen Palästen sticht ein Name besonders hervor: Friedensreich Hundertwasser. Der visionäre Künstler und Architekt hat in Wien unvergessliche Spuren hinterlassen, die bis heute Besucher aus aller Welt begeistern. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf Hundertwassers Leben, seine Philosophie und seine bedeutendsten Werke in Wien.
Wer war Friedensreich Hundertwasser?
Friedensreich Regentag Dunkelbunt Hundertwasser, geboren als Friedrich Stowasser am 15. Dezember 1928 in Wien, war ein österreichischer Maler, Architekt und Ökologe. Sein Name ist Programm: „Friedensreich“ steht für Frieden und Harmonie, „Regentag“ symbolisiert seine Liebe zur Natur, und „Dunkelbunt“ beschreibt seinen einzigartigen, farbenfrohen Stil.
Hundertwasser war ein Nonkonformist, der die Geradlinigkeit der modernen Architektur verabscheute. Seine Werke zeichnen sich durch organische Formen, lebendige Farben und eine starke Verbindung zur Natur aus. Seine Philosophie fußte auf der Idee, dass Menschen in Einklang mit der Umwelt leben sollten, und er setzte sich für nachhaltiges Bauen und ökologische Verantwortung ein.
Hundertwasserhaus: Ein architektonisches Wahrzeichen
Das Hundertwasserhaus in der Kegelgasse 34-38 im dritten Wiener Bezirk ist eines der bekanntesten Werke des Künstlers. Das Wohnhaus, das zwischen 1983 und 1985 in Zusammenarbeit mit dem Architekten Josef Krawina errichtet wurde, ist ein Paradebeispiel für Hundertwassers Vorstellungen von Architektur. Es widersetzt sich jeglicher Symmetrie und integriert stattdessen geschwungene Linien, unregelmäßige Fenster und eine Fassade, die mit bunten Mosaiken, Pflanzen und Bäumen geschmückt ist.
Die Dachterrassen und Balkone des Hundertwasserhauses sind bepflanzt und geben dem Gebäude das Aussehen eines lebenden Organismus. Hundertwasser glaubte, dass Menschen das Recht haben, aus Fenstern zu schauen und eine größere Verbindung zur Natur zu spüren. Das Haus zieht jedes Jahr Tausende Besucher an, ist jedoch ein reines Wohngebäude und kann nur von außen besichtigt werden.
Das Kunst Haus Wien
Nicht weit vom Hundertwasserhaus entfernt befindet sich das Kunst Haus Wien, ein weiteres Meisterwerk des Künstlers. Dieses Museum, das 1991 eröffnet wurde, beherbergt eine Dauerausstellung über das Leben und Werk Hundertwassers sowie wechselnde Ausstellungen zeitgenössischer Kunst.
Das Gebäude selbst ist eine Hommage an Hundertwassers Ideen: Die Fassade ist unkonventionell und ungleichmäßig, und der Innenraum ist voller bunter Fliesen, geschwungener Linien und asymmetrischer Elemente. Besonders auffallend sind die unebenen Böden, die laut Hundertwasser die Menschen dazu bringen sollen, bewusster zu gehen und ihre Umwelt intensiver wahrzunehmen.
Das Kunst Haus Wien ist nicht nur ein Ort der Kunst, sondern auch ein Zentrum für Nachhaltigkeit. Es organisiert regelmäßig Veranstaltungen und Programme, die sich mit ökologischen und sozialen Themen befassen – ganz im Sinne Hundertwassers.
Die Philosophie hinter den Werken
Hundertwasser sah sich nicht nur als Künstler, sondern auch als Ökologe und Gesellschaftskritiker. Seine Architektur war ein Protest gegen die seelenlose Geradlinigkeit der modernen Gebäude. Er glaubte, dass Architektur organisch sein und die Bedürfnisse der Natur respektieren sollte. Seine berühmte Theorie der „Fünf Häute“ beschreibt die verschiedenen Ebenen des menschlichen Daseins: die eigene Haut, die Kleidung, das Haus, die Umwelt und den Planeten.
In seiner Kunst und Architektur drückt sich Hundertwassers Vision von Harmonie zwischen Mensch und Natur aus. Er setzte sich für die Begrünung von Dächern, den Einsatz erneuerbarer Energiequellen und den Schutz der Umwelt ein. Viele seiner Ideen sind heute aktueller denn je, insbesondere in Zeiten des Klimawandels und der wachsenden Notwendigkeit nachhaltigen Bauens.
Hundertwasser in Wien erleben
Neben dem Hundertwasserhaus und dem Kunst Haus Wien gibt es in Wien weitere Orte, die mit dem Künstler verbunden sind. Einer davon ist die Müllverbrennungsanlage Spittelau, deren Fassade nach einem Brand in den 1980er Jahren von Hundertwasser gestaltet wurde. Das Werk zeigt, dass auch funktionale Gebäude ästhetisch ansprechend und umweltfreundlich sein können.
Auch das Hundertwasser-Village, ein Einkaufs- und Gastronomiebereich in unmittelbarer Nähe des Hundertwasserhauses, spiegelt die Handschrift des Künstlers wider. Hier können Besucher Souvenirs kaufen, das farbenfrohe Ambiente genießen und sich in einer unkonventionellen Umgebung inspirieren lassen.
Ein bleibendes Vermächtnis
Friedensreich Hundertwasser hat nicht nur Wien, sondern die Welt mit seiner Kunst und Architektur bereichert. Seine Werke sind Ausdruck seiner unkonventionellen Vision und seines Engagements für eine nachhaltige und harmonische Lebensweise. In Wien gibt es viele Gelegenheiten, seine Kunst hautnah zu erleben und seine Philosophie zu entdecken.
Ein Besuch der Hundertwasser-Orte in Wien ist mehr als nur ein Blick auf außergewöhnliche Architektur – es ist eine Reise in die Gedankenwelt eines Mannes, der seiner Zeit weit voraus war. Hundertwasser hat bewiesen, dass Kunst und Umweltbewusstsein Hand in Hand gehen können und dabei etwas Einzigartiges und Inspirierendes schaffen. Seine Werke erinnern uns daran, wie wichtig es ist, mit der Natur im Einklang zu leben und die Welt um uns herum zu schützen.
Fazit
Ein Besuch in Wien wäre ohne die Begegnung mit Friedensreich Hundertwassers Schaffen nicht komplett. Seine Werke sind mehr als bloße Sehenswürdigkeiten – sie sind Botschaften an die Menschheit, die uns dazu anregen, ökologischer zu denken und die Welt mit neuen Augen zu sehen. Ob man nun vor dem Hundertwasserhaus steht, durch das Kunst Haus Wien schlendert oder die Fassadenkunst der Spittelauer Müllverbrennungsanlage bewundert – Hundertwassers Werke hinterlassen einen bleibenden Eindruck, der lange nachhallt.
© Hannes Grobe / Wikimedia Commons / CC BY-SA 4.0, Hundertwasser nz 1998 hg, CC BY-SA 2.5